Innerhalb des Lärmkorsetts - Neue Linienflüge ab St. Gallen-Altenrhein führen zweimal täglich nach Düsseldorf-Mönchengladbach

St. Galler tagblatt vom 9.Januar 2007:

Neue Linienflüge ab St. Gallen-Altenrhein führen zweimal täglich nach Düsseldorf-Mönchengladbach

Altenrhein. Ab 5. Februar bietet Smartline eine direkte Verbindung ins Ruhrgebiet. Gestern wurde die neue Linie vorgestellt, zu der das Bazl Ja gesagt hat, um eine Blockade des Airports St. Gallen-Altenrhein zu verhindern.

rudolf hirtl

Mit dem neuen Angebot gehe ein lange angepeiltes Ziel des Airports St. Gallen-Altenrhein und auch ein persönlicher Wunsch von ihm in Erfüllung, sagte General-Manager René Schmid, als er gestern über die ab 5. Februar angebotenen Linienflüge nach Düsseldorf-Mönchengladbach orientierte. Er sei froh, mit Wolfgang Folie einen Unternehmer gefunden zu haben, der bereit sei, das Risiko einzugehen, die neue direkte Verbindung anzubieten.

Bedürfnissen angepasst
«Unsere Flugzeiten, darauf sind wir stolz, können wir an die Bedürfnisse der Wirtschaft anpassen», sagte Wolfgang Folie, Geschäftsführer des neuen Vorarlberger Linienflugunternehmens Smartline mit Sitz in Dornbirn. Die erste Morgenrotation werde bereits um 7.15 Uhr ab St. Gallen-Altenrhein abfliegen, der letzte Rückflug ab Mönchengladbach erfolge um 19.15 Uhr. Die Flughäfen seien insbesondere auch wegen der kurzen Check-in-Zeiten ausgewählt worden. Das Angebot selbst wurde laut Folie aufgrund zahlreicher Anfragen aus der Wirtschaft realisiert. «Wir sind deshalb auch sehr guter Dinge, dass die Flüge den nötigen Anklang finden werden.»

Bevölkerungsstarke Region
Der Flughafen Düsseldorf-Mönchengladbach, so dessen Geschäftsführer Hans-Günter Zerbe, sei eine Tochtergesellschaft vom Airport Düsseldorf-International. Der 20 Kilometer westlich von Düsseldorf gelegene Airport habe letztes Jahr in seiner Funktion als Entlastungsflughafen von Düsseldorf 45 000 Starts und Landungen verzeichnet. «Wir sind stolz auf die erste Linienverbindung zwischen der Ostschweiz und der Region Düsseldorf-Mönchengladbach. Verbunden werden wir aber nicht nur mit St. Gallen, sondern mit der gesamten Bodenseeregion bis nach Liechtenstein.» Zerbe hält die Wahl der neuen Linie für sehr gut, denn mit 7,8 Millionen Menschen sei der Ring um Düsseldorf-Mönchengladbach eine der drei bevölkerungsstärksten Regionen Europas. Darüber hinaus seien in Düsseldorf eine Reihe von Unternehmen ansässig, die geschäftliche Beziehungen zur Region am Bodensee hätten. «Persönlicher Kontakt ist trotz aller modernen Kommunikationsmittel nach wie vor einer der wichtigsten Aspekte für wirtschaftlichen Erfolg. Wir freuen uns auf die neue Verbindung, und wir werden uns aktiv dafür einsetzen, dass sie ein Erfolg wird», versprach er.

Von vielen Seiten abgelehnt
Grüne, VCS und AgF lehnen die neue Linie ab (im Tagblatt) und wundern sich, weshalb St. Gallen-Altenrhein trotz fehlender Konzessionierung das OK dafür bekommen hat. «Das Bundesamt für Zivilluftfahrt hat uns für die Übergangsperiode Hand geboten, weil die Verhandlungen zwischen ihm sowie der St. Galler und der Vorarlberger Regierung noch sehr lange dauern können», sagte René Schmid, der sich sehr froh darüber zeigte, dass das Bazl dem Antrag des Airports, auch dank der Unterstützung durch die St. Galler Regierung, gutgeheissen habe, und auf den Umstand verwies, dass die Flüge innerhalb des Lärmkorsetts (Tageslärmbegrenzung) stattfinden würden und auch die maximale Anzahl jährlicher Flugbewegungen dadurch nicht überschritten werde.

AgF zweifelt Sicherheit an
Die Aktion gegen Fluglärm Altenrhein zweifelt in ihrer Medienmitteilung (Seite 9, kanton st. gallen) die Sicherheit der neuen Flüge an. Aus der ablehnenden Begründung der Vorarlberger Landesregierung gehe nämlich hervor, so die AgF, dass nach schweizerischem Recht eine Konzessionierung unmöglich sei, weil die Sicherheitszone auf österreichischem Gebiet fehle. Wenn aber diese Sicherheitszone für konzessionierte Flüge zwingend vorgeschrieben sei, heisse dies logischerweise nichts anderes, als dass nicht konzessionierte Flüge unsicher seien. «Dies ist völlig falsch», sagt dazu René Schmid, «der Sicherheitskorridor, in dem kein Hindernis höher als 45 Meter sein darf, besteht heute schon. Wir haben bezüglich Sicherheit also absolut keine Probleme.»

Uwe Ruffing, der die 19-plätzige Beechcraft 1900 von Mönchengladbach an den Bodensee geflogen hat, bestätigte diese Einschätzung. «Wir können hier mit ILS, dem präzisesten Instrumentenlandesystem überhaupt, operieren. Ein Sicherheitsrisiko kann ich hier absolut nicht bestätigen. Der Anflug ist zwar ein bisschen steiler als im Durchschnitt, doch problemlos zu meistern.»

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